KONTRAINDIKATION UND RISIKEN

Gefahren der Hypnose

Die Anwendung von Hypnose durch therapeutische Laien ist bedenklich, auch wenn das erklärte Ziel der Behandlung eine Störung ohne Krankheitswert ist. Das steigende Angebot von Laienhypnose gibt Anlass zur Auseinandersetzung mit diesem Thema.

Prof. Dr. Revenstorf hat hierzu einen Leserbrief im Tübinger Wochenblatt veröffentlicht:

Gefahren, Risiken und Nebenwirkungen

Bei unsachgemäßer Handhabung der Hypnose, insbesondere der Show- und Bühnenhypnose, können verschiedene Schädigungen auftreten. Unspezifische Nebenwirkungen der hypnotischen Trance wie Verstimmung, Benommenheit, Schwindelgefühle, Verwirrung, schwere Träume, Kopfschmerz, Übelkeit kommen in der klinischen Anwendung der Hypnose nicht häufiger als bei Entspannungsverfahren oder anderen Therapiemethoden vor (2–5 %), wurden allerdings bei der Bühnenhypnose doppelt so häufig beobachtet. Manchmal sind körperliche Verletzungen durch Unachtsamkeit, z.B. Wirbelsäulenschäden bei der „Planke“, vorgekommen. Üblicherweise können bei Showhypnose seelische Verletzung durch Beschämung und Erniedrigung einreten. 

Retraumatisierungen kommen gelegentlich unabsichtlich vor. Es wurden Fälle berichtet, wo das Zählen zur Vertiefung der Trance Erinnerungen an eine traumatisch verlaufende Narkose wachrief, bei deren Einleitung ebenfalls gezählt wurde. Oder das Flackerlicht des Bühnenhypnotiseurs ruft die Erinnerung an einen nächtlichen Autounfall wach. Bedauerlich ist es in solchen Fällen, wenn die betroffene Person damit in einem fragilen Zustand sich selbst überlassen bleibt, weil der Laienhypnotiseur fachlich inkompetent ist und den Probanden nicht versorgen kann. Da sich hypnotisierte Personen in einem Zustand herabgesetzter Abwehr befinden, sind in seltenen Fällen durch die Hypnose verdeckte (larvierte) Depression, Manie oder Psychosen ausgelöst worden. 

Immer wieder wird der Hypnose irrtümlicherweise die Möglichkeit zur Anstiftung selbst- oder fremdschädigenden Verhaltens (Diebstahl, Verletzung, Mord) zugeschrieben. Entsprechende Experimente scheinen zu zeigen, dass unter Hypnose suggeriert werden könne, andere zu vergiften oder selbst tödliche Schlangen anzufassen. Nur wird dabei übersehen, dass der institutionelle Rahmen (Universität, Klinik, Fernsehen) und die Öffentlichkeit immer den Spielcharakter solcher Vorführungen garantieren. Denn welcher vernünftige Mensch wird denken, dass es blutiger Ernst ist und draußen schon der vorbestellte Leichenwagen wartet.

Gelegentlich werden sexuelle Übergriffe während der Trance berichtet und auch gerichtlich verfolgt. Solche Vorfälle gibt es auch in anderen Therapieformen, was mit dem Vertrauensvorschuss zusammen hängt, den man als Patient*in dem Behandler entgegenbringt und den man nicht sofort aufgeben möchte. Bei der Hypnose kommt hinzu, dass sich die Patient*in durch die hypnotische Trance in einem verletzbaren Zustand befindet und der Behandler*in quasi ungeschützt ausgeliefert ist.

Hypnose bewirkt eine erhöhte Vorstellungsintensität und die freiwillige Abhängigkeit von einem als wohlmeinend eingeschätzten Hypnotiseur. Daher sind Menschen in Trance besonders suggestibel und aufgrund der emotionalen Öffnung ungeschützter als im Alltag. Sie geben einen Teil der Kontrollfunktionen sowohl über die äußere Situation als auch über die suggerierten Inhalte ab. Hinzu kommt, dass die volkstümliche Meinung dem hypnotisierten Menschen Willenlosigkeit zuschreibt, was dazu führt, dass er dem Hypnotiseur einen gewissen Einfluss auf sich zubilligt und manchmal zu loyal verhält.

Der Missbrauch dieses Einflusses zu Unterhaltungszwecken zieht dann nicht selten Demütigung und Peinlichkeit nach sich. Die moderne Auffassung von therapeutischer Hypnose geht jedoch davon aus, dass der Patient durch die hypnotische Trance in die Lage versetzt wird, seinen Einfluss auf sich selbst besonders wirkungsvoll zu entfalten und die für seine Heilung nötigen Kräfte in sich zu mobilisieren. 

 

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