Hypnotische Trance ermöglicht, gewohnte
Vorstellungen und die Begrenzungen des
Alltagsdenkens hinter sich zu lassen
Über Hypnotherapie
Hypnotherapie ist die Anwendung der Hypnose bei der Behandlung psychischer, psychosomatischer und medizinischer Probleme – eingebettet in einen professionellen therapeutischen Rahmen, wie Verhaltenstherapie, psychodynamische, systemische Therapie oder die medizinischen Versorgung. Je nach Störungsgebiet kommt die hypnotische Trance dabei mehr oder weniger zum Einsatz. Im Allgemeinen sind mit dem Patienten zunächst der therapeutische Auftrag, die Symptome, deren aktuelle Auslöser und der soziale Kontext zu klären. Es sollte im Vorfeld auch der biografische Hintergrund untersucht werden, um herauszufinden, ob es nachwirkende Belastungen aus der Vergangenheit gibt (Gewalt, Missbrauch, Verlassenheit, Verluste), die bei der Behandlung zu berücksichtigen sind.
Die therapeutische Hypnose befasst sich mit der Bearbeitung von Problemen durch die Aktivierung von Ressourcen; dies können Erfahrungen aus der Vergangenheit des Patienten sein, etwa stolze, mutige, liebevolle, souveräne Momente, die für die Bewältigung von schwierigen Situationen herangezogen werden. Oder es wird durch die Entwicklung von Lösungsvisionen die Erfahrung einer Überwindung der Krise in der Zukunft vorweg genommen. Ebenso können traumatische Erfahrungen der Vergangenheit hypnotisch nachbearbeitet werden. Hypnotherapie arbeitet immer auch mit Bildern, um lebhafte Vorstellungen über die Heilung beim Patienten anzuregen.
Mehr als jede andere Therapieform können mit Hypnose psychosomatische und medizinische Heilungsprozesse gefördert werden. Das wird dadurch ermöglicht, dass sich im Zustand der hypnotischen Trance mentale Bilder und physiologischen Prozessen umsetzen.
In der Hypnotherapie wird die Fähigkeit genutzt, sich in Trance von belastenden Momenten wirksam zu distanzieren oder kritische Situationen verändert erleben zu können. So können in früheren Lebensphasen erworbene Verletzungen überwunden werden. Die veränderte Vorstellung wird dabei zur inneren Realität, die sich nachhaltig auf das Alltagsverhalten und -erleben auswirkt. In Trance wird auch die Fähigkeit des Klienten gesteigert, auf eigene körperliche Vorgänge stärker einzuwirken, in dem er angeleitet wird, sich den Heilungsprozess bildhaft vorzustellen.
Für welche Probleme eignet sich Hypnotherapie?
Hypnose findet in der Psychotherapie und Medizin vielfältige Anwendungen. Dazu führt die Therapeut*in die Patienten*innen in einen Zustand hypnotischer Trance. Die Aufmerksamkeit wird auf in Vergessenheit geratene Erfahrungen (z.B. Ressourcenerfahrungen, Traumata) gelenkt, auf übersehene Verhaltensmöglichkeiten und positive Haltungen, auf biografisch bedingte Blockaden und deren Überwindung. In hypnotischer Trance nehmen Patient*innen ihre Innenbilder und Gefühle intensiver wahr und werden von der Therapeut*in beim Suchen und Finden individueller, auf die eigene Person zugeschnittener Lösungswege begleitet. Durch intensives Wiedererleben der persönlichen Ressourcen oder der vorgestellten Problemlösung in hypnotischer Trance und deren Transfer in den Alltag können aktuelle schwierige Situationen anders wahrgenommen und bewältigt werden. Somit eignet sich der Einsatz von Hypnotherapie für ein breites Spektrum Problemen.
Zu den Störungen, die erfolgreich mit Hypnotherapie behandelt werden können, gehören:
- Depressive Symptome
- Burnout
- Ängste und Zwänge
- Entwicklungs- und Lebenskrisen
- Posttraumatische und akute Belastungsstörungen
- Suchtverhalten (Nikotinabusus, Gewichtsprobleme, Internetsucht)
- Schlafstörungen
- Leistungsbeeinträchtigung in Beruf und Sport
- Familiäre, berufliche und andere Konflikte
- Psychosomatische Symptome (Migräne, Allergien, Reizdarm, sexuelle Störungen, u.a.)
- Chronische und akute Schmerzen
- Ferner kann eine medizinischen Behandlung durch Hypnose unterstützt werden,
z. B. bei Wundheilung nach Operationen, Regulierung des Immun- und Hormonsystems und bei der Geburtshilfe (siehe Forschung zur Wirksamkeit).
Im Einzelfall wird eine klinisch erfahrene Therapeut*in mit den Pantient*innen die Anwendung und Eignung von Hypnotherapie hinsichtlich des vorgestellten Anliegens genau prüfen und besprechen. Dazu ist von Seiten der Behandler*in eine professionelle psychotherapeutische oder medizinische Ausbildung mit einer hinreichend langen klinische Erfahrung erforderlich, die das nötige Wissen zu psychischen und psychiatrischen Erkrankungen, über Psychodynamik und Persönlichkeitsentwicklung berücksichtigt.
Gefahren, Risiken und Nebenwirkungen
Bei unsachgemäßer Handhabung der Hypnose, insbesondere der Show- und Bühnenhypnose, können verschiedene Schädigungen auftreten. Unspezifische Nebenwirkungen der hypnotischen Trance wie Verstimmung, Benommenheit, Schwindelgefühle, Verwirrung, schwere Träume, Kopfschmerz, Übelkeit kommen in der klinischen Anwendung der Hypnose nicht häufiger als bei Entspannungsverfahren oder anderen Therapiemethoden vor (2–5 %), wurden allerdings bei der Bühnenhypnose doppelt so häufig beobachtet. Manchmal sind körperliche Verletzungen durch Unachtsamkeit, z.B. Wirbelsäulenschäden bei der „Planke“, vorgekommen. Üblicherweise können bei Showhypnose seelische Verletzung durch Beschämung und Erniedrigung einreten.
Retraumatisierungen kommen gelegentlich unabsichtlich vor. Es wurden Fälle berichtet, wo das Zählen zur Vertiefung der Trance Erinnerungen an eine traumatisch verlaufende Narkose wachrief, bei deren Einleitung ebenfalls gezählt wurde. Oder das Flackerlicht des Bühnenhypnotiseurs ruft die Erinnerung an einen nächtlichen Autounfall wach. Bedauerlich ist es in solchen Fällen, wenn die betroffene Person damit in einem fragilen Zustand sich selbst überlassen bleibt, weil der Laienhypnotiseur fachlich inkompetent ist und den Probanden nicht versorgen kann. Da sich hypnotisierte Personen in einem Zustand herabgesetzter Abwehr befinden, sind in seltenen Fällen durch die Hypnose verdeckte (larvierte) Depressionen, Manien oder Psychosen ausgelöst worden.
Immer wieder wird der Hypnose irrtümlicherweise die Möglichkeit zur Anstiftung selbst- oder fremdschädigenden Verhaltens (Diebstahl, Verletzung, Mord) zugeschrieben. Entsprechende Experimente scheinen zu zeigen, dass unter Hypnose suggeriert werden könne, andere zu vergiften oder selbst tödliche Schlangen anzufassen. Nur wird dabei übersehen, dass der institutionelle Rahmen (Universität, Klinik, Fernsehen) und die Öffentlichkeit immer den Spielcharakter solcher Vorführungen garantieren. Denn welcher vernünftige Mensch wird denken, dass es blutiger Ernst ist und draußen schon der vorbestellte Leichenwagen wartet.
Gelegentlich werden sexuelle Übergriffe während der Trance berichtet und auch gerichtlich verfolgt. Solche Vorfälle gibt es auch in anderen Therapieformen, was mit dem Vertrauensvorschuss zusammen hängt, den man als Patient*in dem Behandler entgegenbringt und den man nicht sofort aufgeben möchte. Bei der Hypnose kommt hinzu, dass sich die Patient*in durch die hypnotische Trance in einem verletzbaren Zustand befindet und der Behandler*in quasi ungeschützt ausgeliefert ist.
Hypnose bewirkt eine erhöhte Vorstellungsintensität und die freiwillige Abhängigkeit von einem als wohlmeinend eingeschätzten Hypnotiseur. Daher sind Menschen in Trance besonders suggestibel und aufgrund der emotionalen Öffnung ungeschützter als im Alltag. Sie geben einen Teil der Kontrollfunktionen sowohl über die äußere Situation als auch über die suggerierten Inhalte ab. Hinzu kommt, dass die volkstümliche Meinung dem hypnotisierten Menschen Willenlosigkeit zuschreibt, was dazu führt, dass er dem Hypnotiseur einen gewissen Einfluss auf sich zubilligt und manchmal zu loyal verhält.
Der Missbrauch dieses Einflusses zu Unterhaltungszwecken zieht dann nicht selten Demütigung und Peinlichkeit nach sich. Die moderne Auffassung von therapeutischer Hypnose geht jedoch davon aus, dass der Patient durch die hypnotische Trance in die Lage versetzt wird, seinen Einfluss auf sich selbst besonders wirkungsvoll zu entfalten und die für seine Heilung nötigen Kräfte in sich zu mobilisieren.
Warum so ein großer Aufschwung der Hypnotherapie?
In der Hypnotherapie werden Patient*innen zur eigenen Therapeut*in und lernen Einfluss auf ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden und ihre Leistungsfähigkeit zu nehmen. Individuelle, auf die Patient*innen, deren individuelle Ressourcen und Fähigkeiten zugeschnittene Lösungen sorgen für eine hohe Passgenauigkeit und Akzeptanz. Darin liegen die Gründe, warum Hypnotherapie oft schnelle und nachhaltige Erfolge ermöglicht und das Verfahren in den vergangenen Jahren an Bedeutung und Popularität gewonnen hat.
Der Aufschwung der Hypnotherapie ruft auch Kritiker auf den Plan. Denn eine Methode, bei der der eine in Trance ist und der andere nicht, legt die Frage nahe, ob Therapeut*innen die Abhängigkeit der Patient*innen nicht missbrauchen können. Aber das ist bei der Hypnotherapie nicht anders als bei anderen Therapieformen: Entscheidend ist, wer sie anwendet. Gute Hypnotherapeut*innen, die zur Ausübung des Heilberufes zugelassen sind und über eine anerkannte Weiterbildung und hinreichende klinische Erfahrung verfügen, werden verantwortlich mit ihren Patient*innen umgehen und die Eigenkontrolle und Selbständigkeit fördern; sie orientieren sich an den Bedürfnissen der Klienten und dem neusten Stand Forschung.